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M.O.T.O.
E pluribus Moto LP (Rerun Records)
Noch mehr Futter für die Gemeinde von Paul Caporino-Gläubigen wie mich! Anlässlich des 19. Jubliläums (hihi, Nerd-witz! Steht aber tatsächlich als Aufkleber auf der Hülle!) bringen Rerun Rec. aus St. Louis dieses Album, das seiner Zeit als Kassette erschien, neu heraus. Alles ist von PC selbst eingespielt worden - zu einer Drum-Maschine. Klar, hier kommen wieder Kleinode des verschrobenen Melodic Punk an der Schnittstelle Guided by Voices/Buzzcocks zum Vorschein. Es gibt aber, so muss man auch als Fan ehrlicherweise konstatieren, stringentere Platten des Master of the obvious. Wer diese Scheibe als erstes MOTO - Werk hört, dürfte nicht ganz meine sonstige Begeisterung verstehen. Mit richtiger Band ist PC noch mal einen Tacken stärker, was man auch auf der letzten Tour merkte - wo diese fehlte. Bitte komm mit Bass, 2. Gitarre und Schlagzeug wieder auf Tour, lieber Paul!
Pete Rockass 09/12
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Michael Hurrt and his Haunted Hearts – Come back to Louisiana LP
Come back to Louisiana LP (Allons records)
Man hält mit dieser Scheibe ein wahres Kleinod in den Händen, denn es handelt sich um ein aktuelles, dennoch authentisches Full-length Stück Rock´n´Roll. Also Mucke weder von ganzkörper-tätowierten Vollspacken, noch von gecasteten Marionetten-Pimmeln. Es handelt sich um das 12-Track Debüt einer Band aus New Orleans, die überwiegend Originale und dazu ein paar obskure Cover abliefern. Neulich haben sie im Gleis 22 gespielt, was laut der Augenzeugen, die durch den Schneesturm gekommen sind, ziemlich gut gewesen sein soll. Die Musik findet auf der Schnittstelle von Country und Rockabilly statt, mal mehr in die eine, mal in die Richtung, je nachdem wie viel Pedal-Steel-Guitar eingesetzt wird. Nennen wir es Texas Swing, Honky Tonk, Hillbilly, whatever. Es wird jedenfalls nicht immer auf die Tube gedrückt. Hoffentlich kommen die noch mal bei besserem Wetter auf Tour.
Pete Rockass 01/11
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M.O.T.O.
Raw Power LP (Criminal I.Q. Rec.)
Yeehaw, ich liebe diese Platte! Melodie ergreif mein Herz. 13 neue Pop (Punk) Perlen aus der Feder Paul Caporinos, die fast schon an die seligen Parasites erinnern. Für Songtitel wie "I wanna get drunk tonight (all by myself and when the music is on I got everything I need)" gehört ihm doch verdammt noch mal der Literatur-Nobelpreis verliehen. Die Scheibe ist auf 300 limitiert und kommt im weißen Cover mit draufgeklebter Fotokopie. Das nenn ich Independent!
Pete
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The Mighty Hannibal
Hannibalism! (Norton)
Platte Numero Uno aus der Abteilung "Beim letzten Mal vergessen". Warum verstehe ich selbst gar nicht wirklich, schließlich habe ich sie die ganze Zeit gehört! Aber mal langsam zur Sache: Der Herr Mighty Hannibal war in den 50ern ein ganz schön patenter R'n'B- Sänger und mutierte ein Jahrzehnt später zum sogar noch besseren Soulsänger. Auf dieser CD von Norton ist das alles drauf, auf der LP leider nur letzteres. Obwohl ich auch sagen muss, ohne 50er- Hits wie Big Chief Hug- em and a- kiss- em" auch nur im geringsten herabwürdigen zu wollen, diese Soul- Klopper, die sind einfach die Highlights! Wahnsinn! Ganz, ganz groß! Und vor allen Dingen alles dabei! Zum Beispiel "Hymn No. 5", quasi das Stossgebet eines Vietnamsoldaten ("all covered in blood"), rausgeschrien wie es James Brown kein Stück schlechter hätte singen können. Oder die Live- im- Fernsehen- ich reiße- den Scheißladen- auseinander- Version von "In The Midnight Hour"… Soul in der ganzen Bandbreite, und immer coolstmöglich. Außerdem versucht sich der mächtige Hannibal hier und da noch mit besten Resultaten an rauem Strassen- Rotz- Funk, doch anstatt dass schwuchtelige Discomusik dabei rauskommt, rockt das ganze dermaßen hart, dass alles zu spät ist. Cool, dass einem Norton immer wieder solche Perlen vorsetzt, ich hatte noch nie von The Mighty Hannibal gehört und hätte es vermutlich auch nie, aber jetzt ist da diese Platte, die sich mit den Größten und Coolsten messen kann, ich bin echt weggehauen. Danke.
Duniel
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New Bomb Turks
The Night before the Earth stood still LP (Gearhead)
Okay, als Garagen-Punker scheut man den Begriff „Weiterentwicklung“ wie der Alkoholiker die Entziehungskur. Die Turk-Boys haben diesen Spagat aber in gewissen Maße auf ihrem (Abschieds-)Album ganz gut hingekriegt. Klar gibt es ein paar Punkrock Hits wie „Leavin´Town“, aber auch ein paar ruhigere R´n´B – Nummern mit teilweise balladesquem Charakter. Anyway, es ist die Power der Songs, die zählt und dazu bedarf es nicht hundert Alben im High-Speed-Tempo wie das Debüt „Destroy-oh-boy!.
Pete (04/03)
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Oiro
Oi Spießer gib ma Feuer damit ich dich anzünden kann 7“ (Flight 13/Kindspech)

Was beim ersten Blick aufs Cover wie ein Kassierer- oder Eisenpimmel-Projekt aussieht, entpuppt sich beim Reinhören als geiler, energiereicher Rumpelpunkrock am Rande des Wahnsinns, ansatzweise mit den frühen, rauen Turbonegro vergleichbar. Statt immer nur den neuesten Scheißdreck aus USA für teuer Geld zu bestellen, empfehle ich den Erwerb dieser 4-Track 7“ aus unserer Landeshauptstadt!
Pete (10/02)
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Nikki Corvette and the Stingrays
Back to Detroit LP (Dollar Record Records)
N.C. ist eine Frau in gesetztem Alter, die um 1980 eine Power Pop Platte auf Bomp! veröffentlichte, mit Thunders, Iggy und den Ramones live spielte und seitdem in entsprechenden Kreisen (Donnas, 5,6,7,8s) Vorbildcharakter hat. Wenn man sich im Plattenladen erst einmal überwunden hat, das graphisch etwas wenig ansprechend daher kommende Cover zu ignorieren, und die Platte mal auf den Turntable zu wuchten, findet genau das, was man erhofft hatte, den Weg in die Gehörgänge: Angepunkter Frühachtziger Power Pop, der angenehm anachronistisch anmutete. Also genau das, was man als eher „Retro“ eingestellter Musikfan gut gebrauchen kann, es fehlt wirklich jede moderne Produktion, was man nun konsequent oder zu konservativ finden kann. Auf dem Photo auf der Rückseite der Platte sieht Nikki übrigens aus wie Sue Ellen aus Dallas, auch eine Heldin aus der selben Zeit, leider am Alkohol zugrunde gegangen.
Pete
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Marked Men
Fix my Brain LP (Swami Records)
Die Marked Men geben sich auf ihrer 3. LP keine Blösse. Welche Band hat es in der Vergangenheit geschafft 3 gute Alben einzuspielen? (Ramones zählen nicht) Die 4 Jungs aus Denton/Tx liefern wieder 1a melodischen Pop-Punk ab, wobei sie mal zwischen Früh-Sixties Beat, den Dickies und schnellerem Punkrock die besten Zutaten passend einsetzten und mich die 10 für das perfekte Punkdinner ziehen lassen. Pete
Pete
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The Mistreaters
s/t 7" (P. Trash)
Neuer 4 Track Hammer der Wahnnsinngen 4 aus Chicago. 2 Eigenkompositionen + 2 Cover gehen als Lebenszeichen voll in Ordnung. Die Band, die ich rein subjektiv schlagwortartig mal als Bastard von Jon Spencer und MC5 bezeichnen möchte, hat nichts von ihrer Durchschlagskraft verloren und ich kenne wenige, die es als Shouter mit Christreater aufnehmen können. Die Jungs spielen in USA wieder Gigs und schaffen es hoffentlich über den Teich und auf ein neues Albumformat.
Pete
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Mr. Airplane Man
Moanin' (S.F.T.R.I.)

The Black Keys
The big come up (Alive Records)
Die beiden Platten sind für Leute interessant, die im weitesten Sinn auf Blues stehen und dabei auf minimalistische Garage Killer a la Bassholes oder Demolition Doll Rods. Eine gewisse Art von Garagen Blues ist ja im Moment sehr angesagt, wie die gehypten White Stripes beweisen, wobei die in so eine komische 70er Jahre Revival Rock Ecke gehen, die lahmarschige Rolling Stones LeserInnen wahrscheinlich ehrlich und intensiv finden. Mir fällt dazu nur der Rückenaufdruck von einem alten Nine Pound Hammer T-Shirt eine: FUCK PROGRESSIVE ROCK! Aber bleiben wir bei den Nobody, die von den Massenmedien sowieso ignoriert werden. Mr. Airplane Man und Black Keys bestehen auch nur aus zwei Menschen, die natürlich nicht mehr spielen als Schlagzeug und Gitarre und dazu singen.
Mr. Airplane Man (der Name ist einem Howlin´ Wolf Song entliehen) sind zwei Frauen, die mit der LP ihre zweite Scheibe auf S.F.T.R.I. veröffentlichen. Im Gegensatz zu ihrer ersten Scheibe, die damals von Jeffrey Evans ein wenig produziert wurde, ist der Sound nun viel voller. Aufgenommen in Detroit von Jim Diamond (Dirtbombs) und abgemischt in Memphis im Easley Studios von Doug Easley und Greg Cartwright (Oblivians) ist wohl die beste Aufnahmemöglichkeit für so einen Stil gefunden. Die zwölf Songs gehen von fetten Blues Songs, Howlin´ Wolf wird natürlich gecovert, über Garagen Rocker und simple, gebrochene Pop Songs bis zu ruhigen Slide Guitar Nummern, die an frühe Gun Club Momente erinnern. Wer sich davon keine Vorstellung machen kann, der oder die kann auf die Internet Seite von Sympathy und sich dort schon mal sechs Songs komplett anhören. Bei Mr. Airplane Man machte ich mir noch keine Sorgen, aber als ich vier Wochen später noch so eine Blues LP kaufte, fragte ich mich, ob ich jetzt in das Alter komme, in dem man lahmarschigen Blues Rock hört und glaubt, dass sei irgendwie cool. Die Black Keys sind wirklich hart an der Grenze, aber sie vermeiden zwei wichtige Fehler. Erstens sind ihre Songs nicht länger als drei Minuten und enthalten keine endlosen Soli, und zweitens sind die Songs so reduzierte, da sie nur von zwei Typen gespielt werden, dass es gar nicht möglich ist, diese zu überladen mit fünf Gitarristen, drei Sänger und was noch an unerträglichen Progessive Rock Verbrechen möglich ist. Die Stimme von Dan Auerbach erinnert allerdings immer wieder an typische 70er Jahre Rock Röhren und ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, passt aber ganz gut zum Sound der Band. Musikalisch sind nicht ganz so viele Brüche wie bei Mr. Airplane Man, dafür haben fast alle mehr drive. Wer sich darunter nichts vorstellen kann und die Platte irgendwo in Hände und auf den Anhör-Plattenspieler bekommt sollte sich "I'll be your man" und "Heavy Soul" anhören, bevor er sich entscheidet. Und wer noch eine obskure Garagen Blues Coverversion von No Fun (Stooges) braucht, kann sie hier bekommen.
Carsten